
Es gibt Modetrends, die kommen und gehen – und dann gibt es Stile, die nie wirklich aus der Mode kommen. Einer davon erlebt gerade ein imposantes Comeback auf Laufstegen, Instagram-Feeds und TikTok-Videos: der sogenannte „Old Money Style“. Doch was steckt hinter dem Begriff? Warum schwören plötzlich Influencer, Stylisten und sogar Streetstyle-Ikonen auf diesen zurückhaltend luxuriösen Look?
Ich habe mich intensiv mit dem Phänomen beschäftigt – und muss sagen: „Old Money“ ist mehr als ein Look. Es ist ein Lebensgefühl.
Was bedeutet „Old Money Style“?
Der Begriff „Old Money“ stammt ursprünglich aus der angelsächsischen Welt und bezeichnet Familien, deren Reichtum über Generationen hinweg vererbt wurde – im Gegensatz zu „New Money“, also neu erworbenem Reichtum. Der Stil, den man mit „Old Money“ verbindet, ist entsprechend zurückhaltend, klassisch und von einem subtilen Luxus geprägt.
Es geht nicht darum, Reichtum zu zeigen – sondern darum, ihn nicht zeigen zu müssen. Teure Logos, auffällige Marken und übertriebene Trends? Fehlanzeige. Stattdessen stehen Qualität, Zeitlosigkeit und Understatement im Fokus.
Merkmale des Old Money Styles
1. Zurückhaltende Farbpalette
Beige, Creme, Dunkelblau, Weiß, Grau, Olivgrün – gedeckte Farben dominieren den Look. Sie wirken edel, unaufgeregt und lassen sich mühelos kombinieren.
2. Hochwertige Materialien
Kaschmir, Leinen, Seide, Baumwolle in Premiumqualität – wer „Old Money“ tragen will, investiert in Stoffe, die nicht nur gut aussehen, sondern sich auch entsprechend anfühlen.
Der Old Money Look ist nicht verspielt oder übertrieben – er setzt auf strukturierte Silhouetten: Blazer mit Schulterpartien, Midikleider, Faltenröcke, Polohemden, perfekt geschnittene Stoffhosen.
4. Minimalistisches Styling
Weniger ist mehr: dezenter Schmuck (Perlen, Gold, keine Logos), klassische Uhren, elegante Lederschuhe, Loafer oder Ballerinas. Make-up ist meist natürlich, die Frisur gepflegt, aber nie überstylt.

Der Reiz des Unsichtbaren Luxus
Was den Old Money Look besonders faszinierend macht, ist sein unsichtbarer Luxus. Während viele Trends in den letzten Jahren stark auf Statussymbole setzten (Stichwort: große Logos, auffällige Accessoires, It-Bags), funktioniert Old Money anders. Es ist ein Statement, nicht mit Status zu prahlen.
Dieser subtile Ansatz ist besonders attraktiv in einer Zeit, in der viele Menschen nach Authentizität und Qualität statt nach oberflächlichem Schein suchen.
Ich selbst habe vor einiger Zeit begonnen, Teile meines Kleiderschranks auf diesen Stil umzustellen. Nicht weil ich dazugehören will, sondern weil es sich einfach gut anfühlt, Kleidung zu tragen, die mit Bedacht gewählt wurde und jahrelang hält – modisch wie qualitativ.
„Quiet Luxury“ und TikTok: Warum Old Money gerade jetzt boomt
Ein großer Treiber dieses Trends ist zweifellos Social Media – allen voran TikTok. Der Hashtag #oldmoneyaesthetic hat dort mittlerweile Millionen Aufrufe. Junge Menschen zeigen sich in stilvollen Outfits vor Herrenhäusern, Golfplätzen oder auf Yachten, ganz im Sinne des „Privileged Lifestyle“.
Dabei geht es oft nicht um echten Reichtum, sondern um die Ästhetik, die damit verbunden wird. Das Ideal: elegant, gebildet, kultiviert – und eben nicht laut oder aufdringlich.
Auch Serien wie „Succession“ oder „Gossip Girl“ haben den Trend weiter befeuert. Charaktere wie Shiv Roy oder Blair Waldorf leben den Old Money Style auf ihre ganz eigene Weise – stark, stilbewusst und doch unaufdringlich luxuriös.
Old Money vs. New Money – ein Vergleich
| Merkmal | Old Money Style | New Money Style |
| Farbpalette | Neutral, gedeckt | Auffällig, bunt |
| Markenwahl | Unauffällig, keine Logos | Luxuriöse Labels im Fokus |
| Kleidung | Klassisch, hochwertig, langlebig | Trendy, auffällig, saisonal |
| Styling | Dezent, minimalistisch | Ausdrucksstark, extravagant |
| Haltung | Understatement | Selbstdarstellung |
So gelingt dir der Einstieg in den Old Money Look
Du musst kein Millionenerbe sein, um dich im Old Money Stil zu kleiden. Vielmehr geht es um ein gewisses Mindset und die Bereitschaft, in Qualität und Stil zu investieren:
- Wähle bewusst – Kaufe weniger, aber besser.
- Achte auf Stoffe – Naturmaterialien sind langlebiger und wirken hochwertiger.
- Investiere in Klassiker – Ein gut geschnittener Blazer, ein Trenchcoat, hochwertige Loafer – das sind Basics, die nie aus der Mode kommen.
- Pflege ist alles – Old Money bedeutet auch, dass Kleidung gut erhalten ist. Regelmäßiges Bügeln, Imprägnieren und sachgemäße Lagerung sind ein Muss.
- Weniger ist mehr – Verzichte auf übermäßige Accessoires. Ein edles Seidentuch oder eine Perlenkette reichen oft aus.

Als jemand, der über Jahre hinweg verschiedenste Modetrends ausprobiert hat – von urbanem Streetstyle über romantischen Boho-Chic bis hin zu knalligen Y2K-Revival-Looks – habe ich vieles getragen, manches geliebt und einiges schnell wieder aussortiert. Doch kaum ein Stil hat mich so nachhaltig beeindruckt wie der Old Money Look. Es ist nicht nur die Ästhetik, die mich fasziniert, sondern auch die Botschaft, die dahintersteht.
Denn der Old Money Style muss nicht laut sein, um gesehen zu werden. Er braucht keine Logos, keine schrillen Farben und keine aufdringlichen Details, um Eindruck zu machen. Stattdessen überzeugt er durch Substanz und Stil – durch sorgfältig ausgewählte Materialien, durch klare Linien, durch eine Eleganz, die nicht um Aufmerksamkeit buhlt, sondern sie ganz selbstverständlich auf sich zieht.
Gerade in einer Welt, die von Reizüberflutung, kurzlebigen Trends und ständiger Selbstinszenierung geprägt ist, wirkt dieser Look wie ein visuelles Gegenmittel. Er bringt Ruhe in die Modewelt – und auch ein Stück weit in den eigenen Alltag. Denn wer sich bewusst kleidet, kleidet sich auch mit Haltung. Und genau das ist es, was den Old Money Stil für mich so besonders macht: Er vermittelt Selbstbewusstsein ohne Überheblichkeit, Eleganz ohne Anstrengung und Klasse ohne Prunk.
Ich habe festgestellt, dass dieser Stil nicht nur meine Garderobe, sondern auch meine Denkweise beeinflusst hat. Ich gehe heute bewusster mit Kleidung um, investiere lieber in langlebige Stücke, anstatt jedem neuen Hype hinterherzulaufen. Der Old Money Look hat mich gelehrt, dass wahre Raffinesse nicht in der Menge, sondern in der Auswahl liegt. Weniger kaufen, dafür besser. Weniger zeigen, dafür mehr verkörpern.
Auch jenseits der Mode lässt sich dieses Prinzip übertragen: auf Interior Design, auf Reisen, ja sogar auf zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht nicht darum, laut zu sein, sondern echt. Nicht darum, Masse zu bedienen, sondern Qualität zu pflegen – ob im Lebensstil, im Auftreten oder in den Dingen, mit denen wir uns umgeben.
So ist der Old Money Stil für mich zu einer Art innerem Kompass geworden: Er erinnert mich daran, dass wahre Eleganz zeitlos ist. Dass Zurückhaltung oft mehr sagt als jedes Statement-Piece. Und dass echter Stil nicht gekauft, sondern gelebt wird.
Also ja, ich sage es ganz offen:
„Old Money“ ist nicht nur ein Look – es ist eine Haltung. Eine Philosophie der Reduktion, der Authentizität und des bewussten Lebens.